Bedrückende Filmabende über die Rechts-Rock-Szene

Am 15. und 16. Oktober 2014 wurde zweimal der Film "Blut muss fließen" gezeigt, einmal in der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel und in der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern.

Bedrückende Filmabende über die Rechts-Rock-Szene

Am 15. und 16. Oktober 2014 wurde zweimal der Film "Blut muss fließen" gezeigt, einmal in der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel und in der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern. Angesichts des Gerichtsverfahrens zum NSU-Prozess war das Interesse riesig. Sogar im Stehen verfolgten viele die Dokumentation des Regisseurs Peter Ohlendorf* im überfüllten Hörsaal mit Spannung. Wir wurden nicht "enttäuscht", sondern vielmehr wachgerüttelt: eine gut getarnte Privatperson hat mit verdeckter Kamera auf 50 "Rechtsrock-Veranstaltungen", das sind Geldbeschaffungs-Maschinen für Gewaltaktionen, gefilmt. Die so gewonnenen Einblicke in die z.B. in Deutschland, Österreich, Ungarn und sogar der Schweiz aggressiv agierende Neonazi-Szene sind erschreckend. Das Liedgut ist grob rassistisch, antisemitisch, voller Gewaltandrohungen und Hass. Mit den hohen Gelderträgen aus diesen Veranstaltungen und Umsätzen aus CD-Verkäufen werden unter Anderem Waffen und Munition finanziert.

Besonders erschütternd ist allerdings die vielfach festgestellte Untätigkeit der sogenannten Ordnungshüter (eine positive Ausnahme ist z. B. die Polizei in Berlin, die da einen ganz konsequenten Kurs schon in der Ausbildung Ihrer Beamten fährt). Gezeigt wird auch ein Interview mit dem damaligen Innenminister Günter Beckstein, der die gefilmten eindeutigen Beweise anlässlich einer Pressekonferenz völlig ignoriert hat. Der Prozessverlauf zu den NSU-Morden offenbart jedenfalls Ermittlungspannen, wie z. B. dass Verfassungsschützer bei Attentaten "auftauchen" oder ein Bombenanschlag in Nürnberg bisher nicht in Zusammenhang mit der Neonazigruppe gebracht wurde. Dass hier nur ein "Trio" eine Serie von Mordanschlägen - bislang sind zehn Morde bekannt - geplant und durchgeführt haben soll, ist angesichts tausender aktiver Rechtsextremer in der Neonazi-Szene naiv und ignorant. Dass es in den vergangenen 20 Jahren mindesten 180 Morde mit rechtsradikalem Hintergrund in Deutschland gab, wurde und wird von vielen großen und kleinen „Becksteins“ in den Behörden ignoriert.

Dem Regisseur Ohlendorf* gebührt ebenso wie dem mutigen Akteur im Film der höchste Respekt. Diesen Mut und Respekt müssen wir uns - im Alltag in der Region, an Stammtischen, im öffentlichen kommunalen Leben, in der Abgrenzung zu einschlägigen bekannten Läden, in politischen Ämtern, in der Familie oder im beruflichen Umfeld - erstmal verdienen (und uns trauen).

*) Peter Ohlendorf erhielt zusammen mit Thomas Kuban von der Stadt München den Georg-Elser-Preis für Zivilcourage für die mutige Durchleuchtung der rechtsradikalen Musikszene.

–red.KV.2014-