Bebauung Herrenkreuth und Am Lainbach - Ein Gespräch mit Rudi Strümpel

Im Gemeinderat wurde schon ab dem Jahr 1960 unter Bürgermeister Bolligs über den Bau von neuen Wohnungen und Häusern diskutiert. Angetrieben wurde das Ganze vom SPD-Ortsverein mit Franz Glasl als Hauptakteur, unterstützt besonders von Hans Demleitner.

Bebauung Herrenkreuth und Am Lainbach - Ein Gespräch mit Rudi Strümpel

Im Gemeinderat wurde schon ab dem Jahr 1960 unter Bürgermeister Bolligs über den Bau von neuen Wohnungen und Häusern diskutiert. Angetrieben wurde das Ganze vom SPD-Ortsverein mit Franz Glasl als Hauptakteur, unterstützt besonders von Hans Demleitner.

Das ganze Gebiet war bewaldet und gehörte damals dem Forstamt. Der Forst war an einem Verkauf nicht interessiert und viele Kochler schätzten das Waldgebiet als nahe gelegene Erholungsfläche. Es gab anscheinend dazu eine Anfrage bei der Regierung von Oberbayern, da Franz Glasl und Hans Demleitner einen Termin bei Landwirtschaftsminister Hundhammer erhielten.

Franz Glasl erzählte es im Ortsverein später ungefähr so: “Wir warteten vor dem Ministerzimmer, da die Sekretärin sagte, dass Herr Hundhammer noch ein Gespräch führe. Neben uns standen zwei Herren, die sich ebenfalls über das Problem des Wohnungsbaues in Kochel am See unterhielten, - vermutlich Angestellte oder Beamte der Regierung. Einer sagte deutlich vernehmbar, dass es ein Bestreben der SPD in Kochel sei und man das deshalb nicht zulassen sollte... Hans Demleitener sprach die beiden an, entschuldigte sich, dass sie beide zugehört hatten und machte ihnen klar, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen die beiden Vertreter der Gemeinde an die Öffentlichkeit treten würden und dabei auch ihre Ausagen eine Rolle spielen würden.”

Das Gespräch bei Minister Hundhammer lief dann eher positiv ab und es kam schließlich zu Verhandlungen der Gemeinde und dem Forstamt. Die Gemeinde schaltete dann die WoWo-Bau-Gesellschaft ein, deren Projektverantwortlicher in Kochel damals Anton Samm war. Die Baugesellschaft erwarb dann zu einem Quadratmeter-Preis von etwas über 5 DM das Grundstück. Das Holz bekam aber das Forstamt (der Schaffler Luggi war zu dieser Zeit Forst-Vorarbeiter). Nach der Erschließung kostete der Qudratmeter für die Einzelhauskäufer dann etwas über 19 DM. In Kochel waren aber nach wie vor auch einige Gemeinderäte nicht begeistert. So der Geiger Bibi zum Strümpel Rudi: “Muas den jeder in Kochel a Haus hamm?”.

Der Bebauungsplan hatte am Anfang eigentlich lauter Einzelhäuser vorgesehen. Wie es Hans Demleitner beschrieb, war der Wohnungsmangel aber so groß, dass dann letztlich drei Wohnblöcke und zwei Reihenhausreihen auf der südlichen Seite und nur auf der nördlichen Seite Einzelhäuser geplant wurden. Für die bereit gestellen Flächen für Einzelhäuser gab es aber fast zu wenig Interessenten. Z.B. der Stiegler Hubert kaufte erst später eines der Grundstücke. Der Preis für ein Reihenhaus lag damals bei ca. 90.000,-- DM.

Der untere Häuserblock wird als “Münchner Block” bezeichnet, da anscheinend diese Wohnungen von der WoWo-Bau auch an Nicht-Kochler verkauft werden konnten.

Bei der Einweihung standen die Leute auf einem Hügel. An diesem Platz wollte Herr Glasl (der Getränke-Glasl existiert heute noch in Kochel, aber an anderer Stelle) seine Bier-Vertriebs-Firma ansiedeln. An dieser Selle wurde später auch von der Firma Jakob noch einmal ein Gebäude mit Eigentumswohnungen errichtet. Die Bindungsfrist betrug damals nur zwei Jahre, was später im Gemeinderat ein Grund für die Festlegung längerer Bindungsfristen war. Auf dem Grundstück neben Jakob bauten dann später die Familien Reindl ein Zwei-Familienhaus.

Auf diesem Hügel standen eben bei der Einweihung die Zuschauer und Ehrengäste. Von der Regierung war nur ein “unterer” Herr anwesend und der Lohberger (Polizist und SPD-ler) sagte, als dieser sprach: “Der Minister hat etwas Wichtigeres zu tun. Er muss in Niederbayern eine Schweinezucht-Anlage einweihen.” Die Feier wurde dann im Gasthof “Zur Post” zünftig fortgesetzt.

Insgesamt entstanden in den Jahren 1967 bis 1969 in der Herrenkreuth 105 Wohnungen mit je 60 bis 100 Quadratmetern Wohnfläche. Das Baugebiet mit den Reihen- und Einzelhäusern trägt heute den Namen “Am Lainbach”.

Es wäre heute einmal interessant nachzuforschen, wie viele Familien der Erstbezieher heute noch in den Eigentumswohnungen und den Reihenhäusern wohnen. Die Einzelhäuser sind derzeit alle noch von den damaligen Käufern oder deren Nachfahren bewohnt.

Rudolf Strümpel / Günter Tochtermann / 2013